Juhuuuu! Schulschluss! Es könnte alles so einfach sein: entspannte letzte Woche, Zeugnisverteilung und ab in die Ferien.
Aber der Lehrer tritt in sämtliche Fettnäpfchen, der Elternsprechtag birgt die Gefahr, dass alle Geheimnisse an die Öffentlichkeit gelangen (auch die der Eltern), das Sportfest ist eine Tortur. Und am Ende noch die Theateraufführung … Damit die Kinder gestärkt in die Ferien gehen können, sind schon einige Kugeln Eiscreme nötig.

"Ein Schulspektakel sondergleichen"
Christian Kühn, Kibum Oldenburg

„Jetzt kommt alles raus ...“, sagte Ferdi, als die Tür aufging. Herr Pflaume schaute heraus. Hinter ihm stand meine Mutter und hob den Daumen. Sie sagte: „Alles gut, mein Lieber!“
Ich nickte, weil ich mir eh keine Sorgen machte. Heute war Elternsprechtag wegen der Zeugnisse, die es am Freitag geben sollte.
„Ah, Frau Schenk!“, flötete Herr Pflaume. „Schön, dass ich Sie sehe!“
Ferdis Mutter stand neben der Tür. „Bin wohl kaum zu übersehen“, knurrte sie und schob sich an Herrn Pflaume vorbei ins Klassenzimmer. Dabei warf sie meinem Lehrer einen warnenden Blick zu.
„Das geht doch schnell, oder? Ich hab noch was vor.“
„Na ja“, sagte Herr Pflaume. „Kommt ganz drauf an ...“
Die Tür ging zu.
„Und jetzt?“, fragte Lutz.
Ferdi zuckte mit den Schultern.
„Jetzt kommt alles raus“, sagte er.
„Was denn so?“, fragte ich und zwinkerte Lutz zu.
Ich dachte an die Überschwemmung, die Ferdi vor ein paar Wochen angerichtet hatte. Wegen einer Klopapierrolle, die den Abfluss der Toiletten verstopfte.
„Irgendwas kommt immer raus“, brummte Ferdi.
In seiner Hand lag ein Lolli. Meine Mutter hatte zur Aufmunterung an alle Lollis verteilt. Wegen des Elternsprechtags und der bevorstehenden Zeugnisse. Doch Ferdi beachtete seinen Lolli nicht. Ihm ging es wirklich mies.
Da hörten wir Ferdis Mutter schreien: „Wer hat Ihnen das denn gesagt? Das müssen Sie erst mal beweisen!“
Wir zuckten zusammen. Vor allem Ferdi, der beim Schrei seiner Mutter den Kopf einzog wie eine Schildkröte.
„Schätze, es geht um deine Popel unterm Tisch“, sagte Lutz.
„Die kann man locker beweisen“, sagte ich.
„Und warum schreit Ferdis Mutter dann so?“ Lutz sah mich fragend an.
„Die schreit immer“, flüsterte Ferdi.
„Vielleicht sollten wir Herrn Pflaume mal die Popel zeigen“, schlug Lutz vor.
„Bist du verrückt?!“
Ferdis Augen wurden riesengroß.
„Ich glaub, es geht um die Sache mit der Ampel“, vermutete ich.
Ferdi schien überrascht.
„Welche Ampel denn?“
„Die Benimm-Ampel“, sagte ich.
Ferdi tippte sich an die Stirn.
„Nur weil ich meinen Namen auf Grün geschoben habe?!“
„Du hast die Namen der anderen auf Rot geschoben“, sagte ich. „Das mag Herr Pflaume nicht.“
Ferdi zuckte mit den Schultern.
„Und die Sache mit der Notfalltasche?“, rief Lutz.
„Das war Pillepalle!“, sagte Ferdi.
Er hatte bei der Klassenfahrt die Notfalltasche mit Süßkram gefüllt. Das war zwar gut für uns, doch seitdem ist das Verbandszeug weg, was schlecht ist, weil die 4a morgen einen Ausflug macht.
In dem Moment ging die Tür auf. Ferdis Mutter stapfte mit großen Schritten an uns vorbei.
„Mopsi, wir gehen! Das wird mir hier zu blöd!“
Sie sah aus wie ein wütendes Mammut.